Rund ein Drittel der Einwohner Herrschings ist laut Jahresbericht der Gemeinde für 2022 über 60 Jahre alt. Der demografische Wandel – die Babyboomergeneration geht allmählich in den Ruhestand – wird den Bedarf an Pflegeleistungen weiter erhöhen. Andererseits sind immer weniger junge Menschen bereit, den Beruf einer Pflegerin/eines Pflegers zu ergreifen. Gibt es Wege aus diesem Dilemma?

Zu diesem Thema hat die Herrschinger SPD am 16. November Fachleute zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion in den Gartensaal des Hotels Seehof eingeladen. Gekommen waren der Leiter des Pflegestützpunktes im Landratsamt Starnberg, Marcus Effertz, Sonja Herrmann von der Fachstelle für pflegende Angehörige im westlichen Landkreis Starnberg und Monika Thurner von der (vormals) Mobilen Hauskrankenpflege Herrsching (jetzt VOLI GmbH) sowie mehr als dreißig interessierte Herrschinger*innen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Veronika Schnell, Diskussionsleiter war Hans-Hermann Weinen, beide Mitglieder des Vorstandes der SPD Herrsching. Zu Beginn begrüßte der Ortsvereinsvorsitzende Werner Odemer neben den beiden stellvertretenden Bürgermeistern auch die frisch gewählte Landtagsabgeordnete Christiane Feichtmeier.

Einig waren sich alle über die Hauptursache für die Misere, nämlich den Personalmangel. Der überaus qualifizierte, wenn auch harte Pflegeberuf wird von der Gesellschaft leider immer weniger wertgeschätzt. Auch finanziell ist er wenig attraktiv, weil die Pflegeversicherer sparen müssen, um die Beiträge nicht ins Unermessliche steigern zu müssen. Das führt zu immer stärkerer Belastung der einzelnen noch aktiven Pfleger*innen. Diesen Konflikt können die genannten Organisationen auch nicht lösen. Deren Aufgabe ist es, pflegebedürftige Menschen oder deren Angehörige im gesamten Landkreis Starnberg zu beraten und zu unterstützen, etwa bei der Entscheidung, ob mobile, stationäre oder teilstationäre Pflege angezeigt ist. Problematisch ist die Kurzzeitpflege bei Ausfall der pflegenden Angehörigen wegen Erkrankung oder Urlaubs. Solche Einrichtungen sind im Landkreis äußerst rar. Generell wird jedem empfohlen, frühzeitig eine Vorsorgevollmacht zu erstellen.

Geholfen wird auch beim Antrag auf Pflegegeld oder Einstufung in den Pflegegrad durch den Medizinischen Dienst der Pflegekassen. Diese Prozedur nimmt meist 6 bis 8 Wochen in Anspruch, die Bewilligung gilt dann aber rückwirkend schon ab dem Monat der Antragstellung. Eine Schnelleinstufung ist ggfs. aber im behandelnden Krankenhaus möglich. Wichtig ist, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nur eine „Teilkaskoversicherung“ ist, die nicht die Gesamtkosten der Unterbringung in einem Senioren- oder Pflegeheim abdeckt. Empfohlen wird der Abschluss einer Pflege-Zusatzversicherung. Für nicht gesetzlich Versicherte wurde auf die private Pflegeberatung „Compass“ hingewiesen (https://www.compass-pflegeberatung.de/).

Hingewiesen wurde auch auf die Möglichkeit der so genannten „Tagespflege“. Das sind meist von den Gemeinden getragene Einrichtungen, in denen die Pflegebedürftigen nur tagsüber betreut werden – die Leistung umfasst auch den Transport dorthin und am Nachmittag zurück nach Hause. Im Landkreis gibt es derzeit neun solche Einrichtungen, leider keine in Herrsching. Die Frage aus dem Publikum, warum, beantwortete dritter Bürgermeister Wolfgang Schneider mit dem Mangel an gemeindeeigenen Räumen.

Lösungsmöglichkeiten für das anfangs beschriebene Dilemma wurden an diesem Abend leider nicht aufgezeigt. Für weitere Informationen zum Thema Pflege verwies Marcus Effertz auf die Broschüre „Wegweiser für Senioren und Menschen mit Behinderung“, die auch im Internet heruntergeladen werden kann (https://www.lk-starnberg.de/media/custom/613_39149_1.PDF).

von links: Werner Odemer, Monika Thurner, Hans-Hermann Weinen, Sonja Herrmann und Marcus Efertz – im rechten Bild: Peter Eberl (SPD Andechs), Christiane Feichtmeier (MdL), Werner Odemer und Gerhard Feichtmeier

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